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Zündapp Kurbelwellen und deren Instandsetzung
#1
Ich habe jetzt lange überlegt ob ich mir mal die Mühe mache etwas zum Thema Kurbelwellen zu schreiben.
Da das Forum ja in letzter Zeit einige positive Veränderung erfahren hat und wieder ein kleines Stück näher zur Sachlichkeit gerückt ist, hier mein kleiner bescheidener Beitrag dazu.
Es wird hier immer wieder gefragt, welche Kurbelwelle denn die wirklich beste ist. Ist man ehrlich, so ist dieses auch für mich nicht wirklich einfach zu beantworten. Man kann eigentlich sagen, dass von den Fertigungstoleranzen die Originalwelle die beste gewesen ist. Keine Nachbauwelle hat in den Wellenstümpfen/Wangen ein so guten Rundlauf. Ich meine jetzt nicht das Ausrichten der Wellenstümpfe zueinander!
Was unterscheidet jetzt gut von weniger gut, oder um nicht zu sagen schlecht? Ganz klar folgende Kriterien: Verwendung des Stahls, der Härteprozess, die Fertigungstoleranzen, die Qualität der verwendeten Komponenten.
Immer wieder geistern Namen von: Topp Racing (Jasil), Mazzucchelli, Rito durch die Foren.
Ich setze viele Jahre Motoren instand und überhole deren Komponenten, aus diesem Bereich ist mir zum Beispiel  Mazzucchelli ein Begriff. Unter Fachleuten verbaut man es nur wenn nichts anderes verfügbar ist, oder es superbillig sein muss.
Topp Racing: Schlechte Verarbeitung und sehr hoher Unrund lauf! Die Wellenstümpfe und die Bohrung für den unteren Bolzen sind so etwas von ungenau, das ein für mich zufriedenstellendes Ergebnis weit von allem ab ist. Es ist mal  in einem anderen Forum die Härtetiefe gemessen worden, dabei stellte sich heraus, das diese lediglich die hälfte der Originalwelle betrug. Auch die Lager sind vom billigsten, dazu später.
Rito: Auch hier Qualitätsunterschiede! Ich habe Wellen gehabt, die ich ja auch vertreibe, übrings nur als Info: Das schon Jahre bevor andere auf den Trichter kamen, die Liefen durch schlechte Fertigung einfach nicht rund. Für ein Serienteil vielleicht vertretbar, für meine Ansprüche nicht. Auch hier, es gibt verschiedene Ausführungen, bestückt mit verschiedenen Lagern! Folglich auch dadurch Qualitätsunterschiede.
Fassen wir kurz zusammen: Die besten Wellenstümpfe baute Zündapp. Sollten diese an dem Lagerstellen und Wellendichtringen nicht eingelaufen sein und untemaßig, so empfiehlt sich eine Instandsetzung.
Welches Pleuel dazu? Hier würde ich, aufgrund der soliden Verarbeitung klar Rito empfehlen. Sinnvoll wäre dann natürlich auch passende gute Lager zu nehmen. Wie da gibt es Unterschiede? Ja, ihr könnt z.B. da unter Pleuellager für 4,90€ oder für ganz extreme Einsätze von Torrington für 74€ kaufen. Wohlgemerkt, ich rede nur von einem Lager!

[Bild: bild014xg.jpg]

Pleuelsätze sind in der Regel im gesenk geschmiedet und aus Hochleistungsvergütungsstahl. Lagerstellen werden entsprechend gehärtet und dann durch honen endbearbeitet. Die Ausführung ist das gängige H-Schaft Pleuel wie auf dem Bild ersichtlich. Das obere ist eine Rennausführung, extra leicht, oben schmal, ohne die Schmierbohrung, mit spezieller Lagerung für extreme Drehzahlen. Auch der Stahl ist besonders hochwertig. Bei uns umgangssprachlich „Stimmgabel“ genannt. Jens fährt so ein Ding……ich natürlich auch. In der Mitte ein original Pleuel letzter Ausführung mit polierten Seiten (Nachträglich) unten Rito.
Viele Leute denken immer das die Lager unten einfach so kaputt gehen. Das kann sein, ist aber nur zum Teil richtig. Hat man extrem billigen Müll, ok. Aber in der Regel wird das Pleuelauge unrund, das Lagerspiel nimmt zu und zerschlägt im wahrsten Sinne das Lager.
Lager, auch so eine Sache!  Kann man billig kaufen, muss man aber nicht. Nur was unterscheidet gut von schlecht und billig von teuer?
Zuerst einmal durch den Verwendungszweck. Was für ein Motor habe ich? Schnell oder langsam laufen, hoher Drehmoment oder hohe Leistung und damit verbunden viel Drehzahl? Hierzu mal zwei Bilder auf die Schnelle.

[Bild: bild012qh.jpg]
[Bild: bild013o.jpg]

Zu sehen zwei Pleuelager KBK in schwarz. Aber beide unterschiedlich von der Optik. Nicht nur Optisch, auch technisch!
Folgendes ist zu sagen, das Lager li. Ist besser geschmiert, hat weniger Berührung/Reibung zu seinem Lagerkäfig und hat eine höhere Standzeit als das rechts. ABER auch Nachteile! So kommt es schneller zum brechen des Käfigs und es ist in der Regel nicht für sehr hohe Belastungen/Drehzahlen ausgelegt.
Unteres Bild ein Pleuellager unten, ein Wunderwerk mythenumwogen….ta ta ich präsentiere: Das Silberlager!
Wer jetzt bei der Wirtschaftskriese darauf hofft in seinen alten Kurbelwellen Silber zu finden, den muss ich enttäuschen. Im grunde ist das Lager nur beschichtet. Vorteil ist immer eine verbesserte Mangelschmierung, Notlaufeigenschaft. Weiterhin laufen nicht zwei  gleichharte Materialien aufeinander. Dieses versucht man im Maschinenbau grundsätzlich zu vermeiden.  Das Lager ist übrings von einem verbesserten Rito Satz, Zündapp verbaute ein baugleiches.
Jetzt gibt es noch Lager die noch mehr Drehzahlen vertragen und bessere Käfige und härtere Lagernadeln haben, aber immer bedenken! Das nächst schwächere Teil ist das Stahlpleuel selber!
Feingewuchtet…..oh ho, wieder so ein Wort aus der Zauberkiste. Keiner weiß im grunde was Sache ist, aber natürlich wird es jeder scheiß billig umgepressten Kurbelwelle gleich mal mit angedichtet. Weiß ja eh kein Schwein drum bescheid.
Hier mal eine kurze Exkursion aus dem was wichtig wäre, nachzulesen unter: http://www.motorlexikon.de/?I=828
Wer sich das durchließt, versucht zu verstehen, der wird schnell auf ein Frage  kommen: Wie zum Henker, soll jemand meine Welle wuchten, wenn er nicht die Massenverhältnisse kennt.
Sprich: Was wiegt mein Kolben, Bolzen, Lager und die Clips und das Primärritzel nebst Scheibe Mutter und Kugeln? Da sind schon gut und gerne 10-15 Gramm beim 50er Zündappmotor drin. Weiterhin sollte jedem auffallen, das gilt nur für einen bestimmten Drehzahlbereich! Woher weiß derjenige den denn von meinem Motor wenn ich es nicht gesagt habe, Hellseher?
Diese Fragen sollten selbst dem Dümmsten klarmachen, das da mal so eben nebenher nix und wieder nix Feingewuchtet wird! Natürlich möglich, aber aufwendig, teuer und nur unter Ausmessung aller Bauteile möglich.
Ich möchte nicht weiter darauf eingehen, nur bringen tut es ein ruhigeren Motorlauf, geringere Vibrationen, weniger Verschleiß.
Hier mal noch ein Bild von einer gewuchteten, instandgesetzten, Originalwelle mit Rennpleuelsatz.

[Bild: kurbelwelle.jpg]

Zu guter letzt, läuft eine Welle nur s o gut / oder schlecht, wie sie ausgerichtet ist. Laufen beide Wellen versetzt zueinander, sind starke Vibrationen die Folge. Hier kann ein Serienteil nie die Rundlauftoleranz einer in Handarbeit instandgesetzten Kurbelwelle erreichen. Eine gute Welle läuft max. 3-4/100mm unrund.
So, das soll es erst einmal gewesen sein, tiefer möchte ich darauf nicht eingehen und hoffe einiges geklärt zu haben. Sollte einer etwas instand gesetzt haben wollen, so könnt ihr euch gerne per PM an mich wenden.


Gruß Marco
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Zündapp Kurbelwellen und deren Instandsetzung - von Marco W. - 17.02.2010, 18:40
Re: Zündapp Kurbelwellen und deren Instandsetzung - von Reinhard - 20.01.2011, 20:53



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